Wir brauchen Visionen!

Klimawandel, Klimakrise, Wassernotstand, Corona-Krise,… Wir leben in einer arg gebeutelten Zeit mit einem arg gebeutelten Planeten.

Und, glaubt man den Forschenden, dann können wir fest davon ausgehen, dass es noch schlimmer wird. Bereits vor einigen Jahrzehnten haben Wissenschaftler*innen angefangen, vor einem Klimawandel zu warnen. Das Problem dabei war, und ist es bis heute, dass wir Menschen in den reichen Gegenden, wo der große Teil aller Ressourcen der Erde verbraucht wird, das kaum mitbekommen. Viele schlaue Menschen haben gesagt, wenn wir es hier in Mitteleuropa ernsthaft merken, ist es schon fünf nach zwölf.

Was sie auch schon vor langer Zeit gesagt haben: Das erste, wie wir den Klimawandel wirklich spüren werden, werden Seuchen sein. Lange bevor das Wasser komplett verdreckt ist, lange bevor Dürreperioden riesige Ernten vernichten werden, lange bevor wir echte Probleme bekommen werden, wird es vermehrt zu Seuchen kommen. Jetzt haben wir eine Seuche pandemischen Ausmaßes. Die Forscher und Forscherinnen hatten recht. Und statt endlich mal einzusehen, dass wir dramatischen Zeiten entgegengehen, fällt manchen Individuen nichts anderes ein, als auch dieses Ereignis wieder ins Reich der Lügenmärchen zu verbannen, und dagegen zu demonstrieren. Gegen eine Krankheit. Weil sie angeblich nur erfunden ist. Ich hab mir im Laufe der vergangenen Monate so einiges an verschwörungstheoretischem Zeug reingezogen, und ich kann zweifelsfrei feststellen: Die Menschen, die Corona ernst nehmen, sind eindeutig in der Überzahl, sind eindeutig die mit dem höheren Bildungsstatus, und haben ganz eindeutig die überzeugenderen Argumente. Allerdings gibt es davon auch Ausnahmen, letztens hat mir mein Zahnarzt erzählt, Corona sei bei Weitem nicht so ansteckend wie behauptet, aber es gäbe da nur eine einzige zulässige Meinung an den Universitäten. Und trotz dieses einen Gegenbeispiels, sind die anderen Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen, die ich kenne, in der Mehrheit. Und eben auch überzeugender. Es gibt ja auch immer wieder Einzelfälle, die sagen, ihnen helfen Zuckerkugeln zum Gesundwerden. Aber beides sind andere Geschichten, über die ich eigentlich gar nicht reden will.

Es geht um Klimawandel, um schlechte Zukunftsaussichten, und darum, ob es überhaupt noch einen Ausweg gibt aus dem ganzen Schlamassel, in das sich die Menschheit da hineinmanövriert hat.

Carl Sagan, ein berühmter Physiker des vergangenen Jahrhunderts hat in seinem Buch „Der Kosmos“ von den „Flegeljahren der Menschheit“ geschrieben. Die Menschen haben eine ziemlich lange Zeit einfach alles ausprobiert, ohne an die Folgen zu denken.

Ohne jemals über die Entsorgung des Atommülls nachzudenken, sogar ohne überhaupt nur die Idee eines Endlagers zu haben, fing man an, Atomkraftwerke zu bauen. Man baute riesige Autobahnen, die ganze Landstriche zerschnitten, und Millionen von Wildtieren, und wahrscheinlich auch diversen Menschen das Leben kosteten. Man erfand Plastikverpackungen, die am Ende im Meer landen, und Energiesparlampen, die Quecksilber enthalten, man erfand Pflanzenvernichtungsmittel, und Massentierhaltung. Einfach, weil man es konnte. Einfach, weil man die Mittel dafür hatte.

Der Geist, ein entsprechendes Bewusstsein, fehlte dabei vollständig. Wie bei einem kleinen Kind, das einfach mal zum Spaß die Tasse über den Tischrand schiebt. Einfach nur, um zu sehen, was passiert. Natürlich machen kleine Kinder das auch, um zu lernen. Es sind die ersten physikalischen Experimente, die Menschen so im Alter von 2 Jahren machen. Äpfel, Karotten, Kuscheltiere, Porzellantassen, Taschentücher – das alles fällt unterschiedlich schnell, macht unterschiedliche Geräusche, produziert unterschiedliche Reaktionen beim getesteten Material und den getesteten Eltern.

Das Problem mit der Menschheit ist: Sie war und ist wahrscheinlich immer noch ein zweijähriges Kind, das Experimente macht. Bei einem kleinen Kind passen die Eltern auf, dass nichts Schlimmes passiert. Auch bei Tieren passen die Alten darauf auf, dass die kleinen Experimentierfreudigen heil und am Leben bleiben. Aber wer passt auf die Menschen auf? Die Menschheit hat niemanden, der ihr von einer übergeordneten Instanz aus erklärt, was richtig und falsch, was gut und böse, was gefährlich und was unbedenklich ist. Wir müssen das selber rausfinden.

Die Menschheit ist sozusagen ein Waisenkind. Das sich selber versorgen muss, und schauen muss, wie es zurechtkommt.

Und was macht die Menschheit grade? Schreit kollektiv vor Empörung, weil ihr jetzt etwas weggenommen werden soll. Also, nicht die ganze Menschheit ist empört, sondern nur die westliche Konsumgesellschaft.

Immerhin haben wir ja ein Recht auf Urlaubsflüge, Autofahren, Plastikverpackungen, Benzin, Energie, Internet, Kosmetikartikel, Laubbläser, Einfamilienhäuser, Arbeitsplätze, Flächenverbrauch, Autobahnen, und so weiter. Jawoll!! Wir haben ein Recht darauf!! Und die blöden Grünen und die verblendeten fff-Kids wollen uns das wegnehmen!!! Unverschämtheit, die haben keine Ahnung!!!

Meine Lieblingspartei (sorry, liebe Grüne, ich wähle Euch zwar, aber mein Herz schlägt eindeutig für Martin Sonneborn) DIE PARTEI hat vor einiger Zeit einen Slogan gelauncht, der lautete: Wir können doch nicht für die Umwelt unsere Wirtschaft opfern.

Wie sehr mir dieser Spruch aus dem Herzen spricht. Viele Menschen beten die Wirtschaft an wie eine Gottheit. „Die Wirtschaft“ – was soll das überhaupt sein? Das sind auch Chemie- und Waffenkonzerne. Wozu brauchen wir die? Warum müssen die subventioniert werden? Wieso muss für ein Braunkohlebergwerk ein Wald und Ortschaften, in denen Menschen leben, vernichtet werden?

In was für einer bescheuerten Weltsicht sind wir verweichlichten, fettgefressenen Konsummenschen eigentlich angelangt?

Wir brauchen endlich neue Wege, neue Visionen, neue Werte. Wir brauchen Verwilderung statt Laubbläser, wir brauchen nachhaltigen Tourismus, anstatt Billigflüge, wir brauchen neue Mobilitätskonzepte, statt nur auf Individualverkehr mit dem Auto zu setzen, wir brauchen eine ganz neue Denke von Ökonomie hin zu einer Gemeinwohlökonomie.

Wir brauchen Visionen, anstatt immer nur von „Verzicht“ zu sprechen. Wir treten in eine neue Zeit ein, aber weder die Wirtschaft, noch die Politik scheinen die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Wir brauchen eine riesige „Hin-zu-Bewegung“, statt einer verbissenen „Von-weg-Bewegung“. Wir brauchen Visionen von einer besseren, einer gerechteren, einer nachhaltigen Welt. Wir brauchen eine mitfühlende Gesellschaft, ein „Ubuntu“-Gefühl, Verbundenheit mit allen Wesen.

Aber das scheint im Moment kaum erreichbar zu sein. Wir sind einfach zu unflexibel geworden, zu verwöhnt, zu anspruchsvoll.

Und trotzdem gibt es Hoffnung. Jeder und jede von uns kann Visionen entwickeln, mit anderen Menschen darüber reden, sie via Social Media verbreiten. So hätte selbst dieses, oft als unnötig verschrienes Medium (wieder) einen positiven Nutzen für die Menschheit. Man kann aus allem etwas Wunderbares erschaffen, wenn man es für etwas Wunderbares verwendet.

Geld kann gleichzeitig Gutes und Böses erschaffen, genau wie Worte, oder Gedanken, wie Handlungen, wie Medikamente, wie alles Mögliche. Lasst uns unsere gesamten Ressourcen dafür nutzen, Positives zu erschaffen. Denkt positiv, handelt, nachhaltig, handelt zum Besten aller Wesen.

Und am Ende, wenn so viele Menschen wie möglich das genau so machen, kann die Welt (wieder) zu einem Paradies werden. Nicht trotz der Menschen, sondern mit ihnen. Durch sie. Menschen können Waffen bauen, oder Tierkrankenhäuser. Zu welcher Sorte Mensch möchtest Du gehören? Und wie stellst Du Dir die Menschheit in Zukunft vor? Trag Deine guten Gedanken jeden Tag so weit es geht in die Welt, und sie wird jeden Tag ein winziges Stück weit ein besserer Ort werden!

Wie heißt es so schön in einer Binsenweisheit, die bei uns im Kindergarten an die Wand gemalt war? Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern. Lasst uns, jeder für sich und alle zusammen, jeden Tag kleine Schritte gehen. Denn auch aus kleinen Schritten wird am Ende ein langer Weg.

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