Was ist eigentlich der „Ackerstatus“ eines Feldes? Und warum ist er bürokratischer und ökologischer Unsinn?

Jetzt wird´s landwirtschaftlich, Ihr Lieben. Es geht um den sogenannten „Ackerstatus“.

Eine, man kann es nicht anders sagen, absolut idiotische Regelung, die nicht nur die Landwirte, sondern unsere gesamte Ökologie, und dadurch am Ende uns alle betrifft.

Aber von vorne. Wie wir alle wissen, gibt es ja Land, auf dem der Großteil unseres Essens wächst. Oder das Essens unseres Essens, je nachdem, ob man Vegetarier ist oder nicht.

Damit auf einem Feld etwas angebaut werden darf, jaaa, das wird tatsächlich streng kontrolliert, muss es ein „Acker“ sein. Auf allen anderen Flächen ist gewerbsmäßiger Anbau von Feldfrüchten untersagt.

Ackerland kostet Geld, klassischerweise gehört das Landwirt:innen oder Privatpersonen. (So wie ich mit meinem Mini-Feld zum Beispiel.) Das kauft man sich, oder man erbt es, und besitzt damit einen gewissen Wert. Eine gewinnbringende Geldanlage ist das nicht, aber dafür eine solide.

Also, zumindest ist das hier bei uns im schönen Bayern noch so, dass die Felder „echten Menschen“ gehören. In Ostdeutschland sind die größten Grundbesitzer schon keine Menschen mehr, sondern milliardenschwere Konzerne, wie Aldi oder die Deutsche Bank. Was das für schlimme Folgen für die Natur und die dortige Landwirtschaft hat, erzähle ich Euch ein andermal.

Nun kann man sich – so wie wir bei Happyfields – dazu entschließen, der Natur ein bisschen Land zu überlassen, und nichts darauf anbauen. Oder Blümchen drauf zu säen.

Und jetzt kommt´s: Das Ganze ist traurigerweise begrenzt auf fünf Jahre.

So ein Feld darf nämlich nur fünf Jahre unbewirtschaftet bleiben. Würde man es länger nicht für die landwirtschaftliche Produktion nützen, würde es seinen „Ackerstatus“ verlieren. Und damit weit über die Hälfte seines Werts. Statt um die 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter wäre es dann vielleicht noch 7 oder 8 Euro wert.

Außerdem dürfte es nie wieder zum Anbau verwendet werden. Die Fläche wäre dann wirtschaftlich und versorgungstechnisch einfach verloren. Damit das nicht passiert (auch, wenn man mal vom Geld absieht – ich kann schon die Gedanken der ersten Kritiker lesen, die sagen, den Bauern geht´s nur um´s Geld – braucht man die Fläche ja vielleicht tatsächlich irgendwann wieder zur Essens-, oder Futterproduktion) muss ein Acker mindestens alle fünf Jahr umgeackert und mit einer Feldfrucht angesät werden.

Was für ein Irrsinn. Nach fünf Jahren hat sich die Natur auf einer brachliegenden Fläche gerade erst einmal richtig erholt. Es entstehen die ersten Verböschungen, Flora und Fauna haben sich angepasst, im und auf dem Boden, in den Sträuchern, der Luft ist Artenvielfalt und gesundes Leben entstanden.

Aber dann hat die EU hat sich gedacht, dass es doch eine gute Idee wäre, diese wunderbare Natur nach fünf Jahren von Grund auf zu zerstören. Wo kämen wir denn da hin, wenn auf einem Feld plötzlich Büsche und Gräser wachsen, anstatt Weizen im Turbobetrieb? Ein paar Jährchen lassen wir den Bauern und den blöden Umweltschützern, aber länger? Auf gar keinen Fall. Nachhaltigkeit war von Anfang an nie auf der blauen Fahne mit dem gelben Sternkreis gestanden.

Das Ende vom Lied ist also, dass alle fünf Jahre unberührte Natur umgeackert werden muss. So reich sind nur die wenigsten Landwirt:innen, dass sie zum Wohle der Umwelt auf große Teile des Werts ihrer Flächen verzichten können. (Ich für meinen Teil auch – noch – nicht. Kauft viele Happyfields, dann schaffen wir es gemeinsam, auf den Ackerstatus zu pfeifen und Flächen einfach dauerhaft verwildern zu lassen.)

Im Moment ist der Status Quo aber eben leider, dass die Natur alle fünf Jahre mit Ansage und unter Aufsicht der EU zerstört werden muss. Ich habe einmal von einer Landwirtin gelesen, die nach fünf Jahren einfach nur leicht gegrubbert (den Boden aufgelockert), und daraufhin Hafer gemischt mit Blumensamen angesät hat. Die Behörde hat zum Glück die gegrubberte Fläche abgenommen, und von den Blumensamen im Hafer hat einfach niemand gewusst. Hafer hat sie ausgewählt, weil der am billigsten ist. Mit guten Ideen und einem/einer freundlichen Mitarbeiter:in vom Amt kann dann doch noch alles halbwegs zum Guten gewendet werden. Was aber natürlich nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die EU ein weiteres Mal unsinnige Regeln aufstellt und mit aller Härte durchsetzt, die weder zielführend, noch durchdacht sind.

Zur Zeit ist es ja fast schon Mode, „Bauern-Bashing“ zu betreiben. Aber schon allein an diesem Beispiel kann man sehen, dass die Landwirte und Landwirtinnen oft gar nicht anders können, als gegen die Natur und ökologische Grundsätze zu handeln. Nicht nur das – es wird ihnen sogar vorgeschrieben!

Übrigens gibt es keinerlei Bestrebungen, die Ackerstatus-Regeln abzuschaffen, oder zu verbessern. Das sind zwar leider keine guten Nachrichten, aber wer weiß, was die Zukunft bringen wird. Wir leben in Zeiten des Umbruchs, und der Klimawandel wird mittelfristig leider deutlich dazu beitragen, dass eine Agrarwende mitsamt einer Überarbeitung bestehender Regelungen und neuen Schwerpunktsetzungen „alternativlos“ werden wird.

Immerhin, es gibt kleine Auswege und viel mehr nette Beamt:innen, als man denkt.

Und wir wissen alle: Das Leben findet immer einen Weg.

Das macht doch trotz allem Hoffnung, oder?

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Herr Thomas Müller

    Wieder einmal ein sehr interessanter Beitrag. Das mit dem Ackerstatus habe ich noch gar nicht gewusst bzw. war mir das so nicht bewusst. Danke liebe Katrin!

    1. Katrin Zwickl

      Lieber Thomas, ganz sakrischen Dank für Dein Lob! Ich freu mich riesig, und weiß Deine Worte wirklich sehr zu schätzen! <3

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